Wie lange habe ich auf diesen Tag gewartet … Seit Monaten habe ich mich nur in Kletterhallen herumgetrieben und nur vom „richtigen“ Klettern (am Fels) geträumt. Mein Kletterpartner Christian war letztes Jahr im Ausbildungsstress und hatte sich im Frühjahr diesen Jahres an der Hand verletzt. Also musste unser erster Ausflug an den Fels lange auf sich warten lassen …
Aber, was lange währt, wird ja bekanntlich gut. Und so sind wir letzten Sonntag guter Dinge in die „Fränkische“ gefahren, um die Ruine Riegelstein zu erobern. Im Kletterblog bei Facebook hatte ich erfahren, dass es dort viele neue Routen im unteren und mittleren Schwierigkeitsbereich gibt und somit war dieses Terrain wie geschaffen, für uns „Kletter-Newbies“. Zwar klettere ich im Grunde genommen seit mehr als 25 Jahren, aber zum einen vorwiegend im Nachstieg und zum anderen sind die Erfahrungen am Fels noch etwas dünn gesät.
Die Anfahrt zum Parkplatz gestaltete sich, dank frankenjura.com, als wenig schwierig. Das Finden des Kletterfelsens danach war dann schon die erste Herausforderung des Tages. Aber dank moderner Kommunikationsmittel und einer funktionierenden Google-App auf dem 500-EUR-Smartphone meines Sohnes, haben wir nach dreimaligem an- und verlaufen dann den Ort des Geschehens gefunden.
Ich hatte mir von frankenjura.com die Topo ausgedruckt und so besichtigten wir erst einmal die Routen, welche für uns in Frage kamen und suchten uns einen geeigneten Platz zum Biwak.
Also nicht lange herumgetan und schon ging es los. Klettergurt anlegen, Sicherungsgerät bereit machen, Seil einbinden und schon stand ich an der Wand. Als erster Vorsteiger des Tages nahm ich es mit dem Felsen auf. Die ersten Meter waren rasch bewältigt, aber danach machte mir ein leichter Überhang das (Kletter-)Leben etwas schwer. Ein bisschen hier probiert, ein bisschen da abgerutscht und schon war auch diese kleine Schlüsselstelle bewältigt und ich stand auf dem „Gipfel“. Ein wenig schade ist in der Fränkischen Schweiz oft, dass die Felsen gut von Baumkronen „bewacht“ werden und man oft keine Sicht hat, wie ich das aus der sächsischen Schweiz kenne. Aber dennoch wollte ich erst mal den Augenblick genießen und ließ mich auf einem Absatz nieder. Das sind immer die schönsten Augenblicke beim Klettern, oben angekommen, die luftige Aussicht und den Moment genießen.
Leider muss man natürlich auch irgendwann mal wieder runter. Und so baute ich meinen Standplatz, führte das Seil durch den Umlenker, (die Jungs sollten danach toprope nachsteigen) und seilte mich anschließend ab.
Als nächstes waren die Jungs dran, mein Sohn war ja mit seinem Freund mitgekommen. Die beiden klettern schon seit ein paar Jahren aktiv in der Halle und wollten heute ihre „Feuertaufe“ am echten Fels bestehen. Da die Sicherung nun toprope erfolgte, also das Seil durch den Umlenker am Gipfel des Felsen gezogen war, hing mein Sohn nun gut gesichert am anderen Ende des Seils und ich sicherte ihn vom Boden aus, quasi mit dem anderen Ende. Man muss sich das im Prinzip wie eine Art Flaschenzug vorstellen, nur dass ich ihn eben nicht hochgezogen habe, sondern er selbst klettern musste und ich das Seilende nur zu Sicherungszwecken festhielt.
Er machte gutes Geschick an die Sache und war in kürzester Zeit oben. Abseilen ist dann immer ein besonders witziger Aspekt. Fast wie bei der Seilbahn auf dem Spielplatz und immer sehr beliebt … ;D Nun ging es schnell wieder zum Smartphone, wo sein Handyspiel auf ihn wartete. Also ganz ohne geht es leider heutzutage anscheinend nicht … :'( Als nächstes war Christoph an der Reihe und auch er meisterte seine erste Felserfahrung ohne Schwierigkeiten, schließlich muss man sich ja beeilen, denn auch ihn lockte sein Smartphone wieder in die Tiefe.
Als Letzter stieg dann Christian noch diese Route. Und auch für ihn war es seine Felspremiere! Wer hätte das gedacht … So nutzten wir den Vormittag um uns noch weitere Routen zu erschließen und Christian kam als nächstes auch noch zu seinem ersten Vorstieg am Fels. Zum Schluss hatten wir uns noch eine etwas schwierigere Route (5+) ausgesucht, die Christian ebenfalls vorsteigen wollte. Die vom Boden aus als durchaus machbar erscheinende Partie erwies sich dann beim klettern aber dann doch als etwas hartnäckiger und so mussten wir beide einen etwas abweichenden Verlauf klettern um auf den Gipfel zu kommen. Aber es geht ja um den Spaß an der Sache und nicht zwingend um die millimetergenaue Befolgung der vorgegeben Routen. Insofern nahmen wir das locker und waren am Ende erschöpft und zufrieden. Den beiden Jungs hatten wir bei ihrer letzten Kletterei bereits angemerkt, dass für heute die Luft raus war und auch uns schwanden so allmählich die Kräfte.
Also packten wir zusammen und machten uns auf den Rückweg zum Parkplatz. Nun fanden wir auch den korrekten Weg, stellten aber fest, dass die Stelle, welche im Kletterführer als Abzweigung zum Felsen beschrieben war, ziemlich schlecht zu finden ist. Also da gehört mal noch ein Hinweisschild hin …
Kaum am Auto angekommen und die Sachen verstaut, tröpfelte es auch schon los. Insofern war unsere Entscheidung, den Heimweg anzutreten, genau richtig gewesen. So sind wir trockenen Fußes wieder angekommen. Wir sind zwar nicht aus Zucker, aber das Risiko am nassen Felsen zu klettern ist ungleich höher und wenn Seil und Zubehör arg nass werden ist auch der Aufwand die Sachen zu trocknen nicht unerheblich.
Da die Jungs sich als „Belohnung“ für gute Kletterleistungen noch einen Besuch bei einem „schottischen Spezialitätenrestaurant“ gewünscht hatten, fuhren wir noch schnell bei McDonald’s vorbei, wo die Erwachsenen einen Kaffee und die Jungs Pommes mit Eis genossen.
Alles in allem ein sehr schöner Tag und eine uneingeschränkte Empfehlung des Riegelstein für „Genußkletterer“ und solche, die es werden wollen. Für die Kletterprofis sind die Routen sicherlich nicht anspruchsvoll genug, aber für uns waren sie genau richtig.
Und Christian ist sich nun ganz sicher: „das machen wir mal wieder!“ … 🙂