Letzte Woche Sonntag war es mal wieder soweit. Viel zeitiger als in den letzten drei Jahren, aber dennoch später als ursprünglich vorgesehen … galt es einen Marathon zu bewältigen. Und da ich ja ursprünglich aus Chemnitz (damals noch Karl-Marx-Stadt) stamme, war es mir natürlich eine „Herzensangelegenheit“, in meiner alten Heimat an den Start zu gehen. Noch dazu, das der Lauf unter dem Motto „Der Spenden-Lauf“ stand und der örtliche Service-Club gelobte, für jeden erlaufenen Kilometer 1 EUR an gemeinnützige Organisationen zu spenden. Laut Veranstalter kamen dabei rund 62.000 EUR zusammen! Nicht schlecht. Tolle Idee und wie sich herausstellen sollte, auch ein toller Lauf.
Aber der Reihe nach … Chemnitz, wie gesagt, als ehemalige Heimatstadt, in der ich meine Jugendjahre verbracht habe, ist für mich immer eine Reise wert. Egal, wie hässlich andere diese Stadt finden mögen, ich bin der Meinung, dass sie sich, besonders in den letzten Jahren, recht ordentlich herausgeputzt hat. Und da ich natürlich auch meinen alten Schulfreund Robert in Chemnitz weiß, galt unser Besuch natürlich auch ihm und seiner Familie. Er stellte sozusagen die „Homebase“ für mein Abenteuer zur Verfügung. Man muss ja schließlich auch vor und nach dem Lauf versorgt werden … 😉
Dazu kam noch die Tatsache, dass mein Freund Daniel, der Anfang des letzten Jahr noch ein notorischer Nichtläufer war, in Chemnitz seinen ersten Halbmarathon absolvieren wollte. Und das gleich unter zwei Stunden!
Meine eigenen Ambitionen hielten sich etwas in Grenzen. Zu unangenehm waren die Erinnerungen an die letzten beiden Marathons in den Jahren 2014 und 2015. Konnte ich zwar in Dresden in 2014 meine bisherige Marathon-Bestzeit erlaufen, so war mir dieser dennoch extrem schwer gefallen und in Frankfurt, letztes Jahr, bin ich nach ca. 25 Kilometern sowas von eingebrochen, dass ich für die zweite Hälfte weit über drei Stunden gebraucht habe. Für einen Halbmarathon sozusagen … Naja, nicht mehr daran denken, abgehakt und auf zu neuen Ufern! So hatte ich mir für Chemnitz nichts Großes vorgenommen, als heil ins Ziel kommen und vielleicht an die Dresdner Marathon-Zeit anzuknüpfen.
Insofern lief ich pünktlich um 09:30 Uhr mit rund 90 weiteren „Marathonis“ los und begab mich auf die erste von vier 10,6-km-Runden. Der Weg führte kurz durch das Stadtzentrum, am historischen Rathaus vorbei und bog dann nach kurzem Weg auf einer größeren Ausfallstraße in den nahe gelegenen Stadtpark ein. Dort wurde dann eine größere Schleife gelaufen und am Stadtparkteich war die Wendemarke die auf demselben Weg wieder zum Start/Ziel zurückführte. Alles in allem keine spektakuläre Strecke, aber dafür sehr schön im Park auf teils geschotterten teils asphaltierten Wegen zu laufen und mit viel Schatten durch die Baumalleen. Der Unterschied machte sich vor allem immer dann bemerkbar, wenn man aus dem Park wieder in das Stadtzentrum zurück lief. Obwohl es kaum über 20°C war, so drückte die Sonne dennoch ganz schön, wenn keine Wolke oder die Baumkronen erlösenden Schatten spendeten. Insofern war die Streckenführung ideal für einen „Nicht-gerne-bei-Hitze-Läufer“ wie mich.
Der erste Kilometer war natürlich wieder zu schnell (wie eigentlich immer), aber das bemerkte ich relativ rasch und drosselte das Tempo auf eine mir angenehme Kilometerzeit. So war ich nach rund 70 Minuten mit der ersten Runde fertig und lag damit genau im Plan. Ich hatte mir die vier Runden so eingeteilt, dass ich mit eben jenen 70 Minuten / Runde beginnen wollte und dann immer pro weiterer Runde 5 Minuten dazu gerechnet, so dass am Ende (theoretisch) eine Zeit, wie in Dresden möglich wäre.
Ca. alle 2-3 km gab es einen Verpflegungsstand, was aus meiner Sicht absolut top war. Ideal auch die Zusammenstellung der angebotenen Speisen und Getränke. Alles perfekt organisiert. Ich war restlos begeistert. Da brauchen sich die Chemnitzer überhaupt nicht hinter größeren Events zu verstecken! Insofern war es verwunderlich, dass lediglich 96 Teilnehmer am (Marathon-)Start waren … Mit allen anderen Läufen (es wurden weitere Strecken zwischen 4 und 21 km angeboten) waren es wohl rund 1.200 Teilnehmer.
Da ich beim letzten Halbmarathon, in Dresden, mit einer leichten Dehydrierung zu kämpfen hatte, habe ich mir fest vorgenommen, gleich von Anfang an ordentlich zu trinken und somit schlug ich schon beim ersten Stand zu und leerte einen Becher Wasser. So hielt ich es dann auch bis zum Schluss und bediente mich reichlich bei Wasser, Cola, Apfelschorle sowie den Bananen und Riegeln.
Da ich auf der zweiten Runde die Strecke nun schon kannte, viel es mir relativ leicht, die Abschnitte so einzuteilen, dass ich auch diesmal ohne Probleme durchkam. Nach Zwei Stunden und 23 Minuten war der Halbmarathon erledigt. Für mich in 2016 die „Jahresbestzeit“. Klingt jetzt für die wettkampferfahrenen Läufer nicht gerade berauschend, aber da meine absolute Halbmarathon-Bestzeit mit knapp 2 Stunden und 7 Minuten bereits aus 2014 stammt und es mit mir läuferisch seither nur noch bergab ging, war ich damit sehr zufrieden und lag somit immer noch voll im Plan.
Also ab, auf die dritte Runde. Da ich mich auf einem zeitlich guten Weg wähnte, ließ ich es zunächst etwas lockerer angehen. Das war ohnehin der Plan, dass ich mich auf Runde drei nicht ganz so verausgaben und dann, je nachdem, wie zu Beginn der Runde 4 die Kraftreserven aussehen, zum Schluss noch mal Gas geben wollte. Aber auf Runde 3 passierte etwas ganz anders … Ich hatte im Vorfeld des Laufes einer Schulfreundin aus Kindertagen Bescheid gegeben und Sie war tatsächlich mit ihrem Mann an die Strecke gekommen. Bei der zweiten Runde hatte ich sie schon kurz gesehen, war aber weiter gelaufen. Nun kamen die beiden direkt auf mich zu und so hielt ich an und wir unterhielten uns ein wenig. Da ich mich dann doch etwas länger aufhielt, als es vielleicht meinen „Bestzeitambitionen“ dienlich war, schmolz der hart erarbeitete Zeitgewinn dahin und so war dann die dritte Runde (logisch) die langsamste und ca. 10 Minuten länger, als geplant. Aber was soll’s. Unterm Strich war es mir das wert. Gute Freunde trifft man ja nicht alle Tage und da kann man sich dann auch mal die Zeit nehmen.
Auf Runde 4 war ich dann wieder voll im Plan und beendete den Marathon etwa fünf Minuten später als geplant und schrammte knapp an meiner neuen PB vorbei. Aber das war kein Problem. Zunächst war ich natürlich glücklich, im Ziel zu sein. Meine Frau, Robert und Daniel mit ihren Freundinnen begrüßten mich fröhlich. Eine junge Dame hängte mir meine Medaille um den Hals und mein vierter Marathon war im „Kasten“.
Auch wenn es nicht zu einer neuen Bestleistung für mich gereicht hat, so war ich dennoch froh an die Zeiten aus 2013 und 2014 anknüpfen zu können und mit ca. 150 Höhenmetern war die Strecke doch etwas „bergiger“ als erwartet. Und so relativ leicht, wie dieses Mal, ist mir noch nie ein Marathon gefallen. Auch in den folgenden Tagen danach habe ich weit weniger muskuläre Probleme gehabt, als sonst. Insofern bin ich also sehr zufrieden und freue mich auf den nächsten großen Lauf im Herbst.
Und: ich habe natürlich meine GPS-Uhr am Montag ausgewertet … die ermittelte „Zeit in Bewegung“, sozusagen die kleine „Quatschpause“ abgezogen, war dann tatsächlich 30 Sekunden besser als beim Dresden-Marathon. Also, da geht noch was! 😉