Pandemien und andere Katastrophen …
Wie inzwischen jeder weiß hat uns im Jahr 2020 eine weltweite Pandemie relativ kalt erwischt. So richtig waren wir hier in Westeuropa nicht auf solch ein Ereignis vorbereitet, weder medizinisch, noch wirtschaftlich und schon gar nicht auf mentaler Ebene. Hatte ich im Herbst 2019 noch beim Berlin-Marathon die Ziellinie überquert und war zu Beginn des letzten Jahres noch ganz euphorisch und hatte mich für den Drei-Länder-Marathon im Oktober am Bodensee angemeldet, standen die Zeichen spätestens im März 2020 auf „Pandemie“ und der erste Lockdown zwang uns zu allerhand unbekannten Übungen …
Aber es sollte noch schlimmer kommen!
Doch der Reihe nach! Ende März, Anfang April hatte ich zunächst die virtuellen Läufe für mich entdeckt und an der „Hadrians-Wall-Challenge“ sowie am „Oster-Marathon“ teilgenommen. Neue Formate, die mir sogar Spaß gemacht haben, da ich individuell unterwegs sein konnte und mich keine vorgegebene Zielzeit hetzen ließ. Daran hätte ich mich durchaus gewöhnen können. 😉
Anfang Mai fand dann der Wings-for-Live-World-Run als App-Run statt, wie in den Jahren zuvor auch. Aber irgendwie wollte es überhaupt nicht laufen. Mein Körper fühlte sich an, wie ein nasser Sack. War das etwa der Covid-Virus, der mich da plagte? Symptome in diese Richtung hatte ich keine, vielleicht doch nur eine temporäre Schwäche? Also erst mal ein bisschen ausgeruht und etwas weniger intensiv trainiert. Aber auch vier Wochen später viel mir das Laufen und Radfahren immer noch relativ schwer. Lag es daran, dass der Lockdown schon seine Spuren hinterlassen hatte? Oder steckte mehr dahinter?
Anfang Juni ereilten mich dann grippeähnliche Symptome. Jetzt hat der böse Covid doch zugeschlagen, dachte ich mir und meldete mich bei meinem Hausarzt. Natürlich nur telefonisch und unter Beachtung aller geltenden Vorschriften! Und schon am nächsten Tag hatte ich einen Termin und als erste Maßnahme wurde natürlich ein PCR-Test durchgeführt, welcher allerdings negativ ausfiel. Da ich inzwischen unsägliche Kopfschmerzen hatte und lieber hätte sterben wollen, als den Rest meines Lebens mit solchen Schmerzen leben zu müssen, befragte ich Google und gab meine Symptome in sämtliche Medizinportale ein. Google meinte darauf hin, ich hätte FSME in Folge eines Zeckenbiss. Ganz klar!
Hmmm… Mit ein paar übereifrigen Zecken hatten wir es im Frühjahr tatsächlich zu tun gehabt, allerdings hatte ich keine genauen Erinnerungen, ob eines dieser Biester wirklich zugeschlagen und mich irgendwo „angezapft“ hatte. Also mal dem Hausarzt per WhatsApp meine Erkenntnisse mitgeteilt und am Folgetag gab es eine Blutentnahme und mein rotes Lebenselixier machte sich auf den Weg ins Labor. Von dort kam dann kurz darauf die Diagnose: Neuro-Borreliose! Das hörte sich gar nicht gut an! Ich war erstmal ziemlich platt. Zwar froh einerseits, dass ich nun wusste, was ich mir da eingefangen hatte, andererseits hatte ich über diese Krankheit allerhand Negatives gehört… :'(
Schon zwei Tage später begann eine Antibiotika-Therapie wobei mir täglich eine entsprechende Lösung über die Vene verabreicht wurde. Meine Armbeugen sahen ziemlich schnell aus, wie die eines Drogen-Junkies … :-O Aber nun ging es mir von Tag zu Tag besser, die extremen Kopfschmerzen nahmen ab und so langsam kehrten meine Lebensgeister wieder zurück. Nach drei Wochen täglicher Infusionen war es dann soweit überstanden. Der Arzt mahnte noch ein paar Tage Ruhe an und anschließend hatte ich ohnehin 2 Wochen Erholungsurlaub und es sollte sich noch herausstellen, dass dies wohl auch ganz gut so war.
Da im Sommer 2020 die Pandemie in Deutschland schon fast überwunden schien und es allerortens wieder viel buntes Leben gab, die Restaurants, Geschäfte, Hotels und Schwimmbäder geöffnet waren, haben natürlich auch meine Frau und ich dieses kleine „Zwischenhoch“ genutzt um ein paar Tage im Urlaub zu verreisen. Allerdings bemerkte ich bei einer etwas anstrengenden Alpenwanderung, dass mein Körper noch nicht so wollte, wie ich. Nach allem, was ich gehört und gelesen hatte, war das aber normal und brauchte halt etwas Zeit.
Für den Rest des Jahres hatte ich also alle geplanten Sportveranstaltungen abgesagt und mein Trainingsprogramm weitestgehend heruntergefahren. Nun war ich ohnehin noch nie ein „Trainingsweltmeister“, aber 5-6 mal die Woche hatte ich in den letzten 8 Jahren dann doch trainiert und an manchen Tagen sogar 2 oder in seltenen Fällen auch drei Trainingseinheiten absolviert. Nun versuchte ich 2 -3 mal die Woche Sport zu machen und beschränkte mich vorwiegend auf Radfahren und Schwimmen. Laufen fiel mir noch relativ schwer, da war maximal lockeres Joggen möglich.
Leider musste dann Anfang November auch unser Schwimmbad seine Türen schließen, da die Inzidenzwerte wieder stiegen und in den Wintermonaten ist auch das Radfahren nicht unbedingt meine Lieblingssportart. Zu schmutzig, zu dunkel und damit wenig attraktiv sich nach der Arbeit noch aufs Rad zu schwingen. Aber da wir schon immer gerne und viel gewandert sind, war dies in den letzten Monaten die „sportliche“ Hauptbetätigung für mich und wenn der Körper gewöhnt ist, die überschüssigen Nahrungsfette durch viel Bewegung zu verbrennen, blieb ihm bei mir in Folge der beschriebenen Situation nur das Einlagern dieser nicht verbrannten Kalorien, was mir somit ein entsprechendes Zusatzpolster bescherte.
Zum Glück konnte ich trotz alledem noch im zweistelligen Bereich bleiben, aber viel fehlte Ende Februar nicht mehr, um die magische Grenze zur 100 zu durchbrechen … 🙁 Aber was solls! Es gibt Höhen und Tiefen im Leben und nach dem Bergab geht`s bekanntermaßen auch wieder bergauf. Und da uns der Februar und der März doch schon ein paar wärmere Tage bescherten konnte ich auch den Drahtesel schon relativ zeitig wieder aus dem „Stall“ holen.
Und nun ENDLICH! haben auch die Schwimmbäder wieder auf und ich konnte nach über 7 Monaten ein paar Bahnen ziehen. Zwar mit einer gefühlten Anstrengung wie vor 10 Jahren, als ich nach Jahrzehnten Schwimmabstinenz zum ersten Mal ins Wasser stieg, aber immerhin konnte ich dem sprichwörtlichen Affen etwas Zucker geben. Zwar mit einem anständigen Muskelkater in den Oberarmen, aber das gehört ja bekanntlich dazu!
Und jetzt heißt es langsam wieder in Tritt kommen und versuchen an alte Stärken anzuknüpfen. „Gut Ding will Weile haben“, sagt man und so sehe ich das auch. Jünger wird man eh nicht und das Ziel heißt ja nicht Olympia, sondern einfach nur halbwegs gesund und fit sein. Na dann: Sport frei! 😉