Eigentlich sollte es ein langes Wochenende mit der Familie im Berliner Umland werden und als krönender Abschluß sollte die Teilnahme am Berlin-Triathlon XL den Saisonhöhepunkt im Triathlon für mich markieren. Aber es kam mal wieder ganz anders …
Meine Frau bekam Freitag, Samstag nicht frei und auch mein Sohn hatte andere Pläne (eine Geburtstagsparty beim Klassenkameraden ist natürlich viel interessanter, als ein Ausflug mit den Eltern …). Also bin ich dann am Samstag Mittag alleine Richtung Norden gefahren. Schon allein das war eine ziemlich blöde Idee, fingen doch gerade die Ferien in Bayern an und waren aktuell in ALLEN Bundesländern gleichzeitig Ferien. Dementsprechend warteten natürlich mehrere Staus auf der beliebten A9 auf mich und dehnten meine Anfahrt entsprechend aus. Aber dennoch schaffte ich es zeitig genug vor Ort zu sein um meine Startunterlagen abzuholen, das Rad einzuchecken und an der Nudelparty teilzunehmen. Auf der Fahrt zum Hotel stellte ich dann das große Geschick der Berliner Verkehrspolizei fest, Umleitungen so zu beschildern, dass man quasi im Kreis fuhr und immer wieder dort ankam, wo es nicht mehr weiter ging. Aber dank moderner Navigations- und Kommunikationsmittel meisterte ich auch das und kam sogar noch vor Sonnenuntergang im Hotel an.
Am nächsten Morgen kurz vor 6:00 Uhr pfiff mich der Handywecker aus dem Bett. Da so zeitig noch kein Frühstück angeboten wurde, hatte ich mir am Abend vorher noch etwas Essbares im Supermarkt gekauft und stärkte mich für den Tag. Nun hieß es die erste Hürde des Tages zu nehmen und wieder den Weg zurück zum Wettkampfgelände durch den „Umleitungsschilderdschungel“ zu finden. Nach einigem Fluchen und wild im Kreis fahren, gelang mir dann auch dies und ca. 90 Minuten vor dem Start konnte ich meinen Wechselplatz fertig einrichten. Also alles ganz in Ruhe … Ein kleiner Schreck durchfuhr mich, als ich feststellte, dass ich das Wasser für die Radflaschen vergessen hatte. Aber die Helfercrew war auch darauf vorbereitet und konnte mir mit frischem Berliner Leitungswasser aushelfen. Nachdem nun alles perfekt war ging es zur Wettkampfbesprechung und nebenbei versuchte ich mir den Neo über den Körper zu zwängen. Da der, wie jedes Jahr, schon wieder zwei Nummern kleiner geworden war, dauert das seine Zeit, aber pünktlich zum Einschwimmen saß die Pelle und ich stürzte mich in den Müggelsee.
Exakt um 09:00:03 Uhr ertönte dann das Startsignal und ca. 340 Mitteldistanzler und Staffelschwimmer machten sich auf die Reise. Da ich in den letzten Monaten etwas an meiner Kraulperformance gearbeitet hatte war ich guten Willens um dieses Jahr die 2 Kilometer ohne Brustschwimmen zu bewältigen. Allerdings hatte ich mich schon nach ca. 400 Meter gründlich verschwommen und musste nun mächtig Gas geben, um wieder Anschluß an die Gruppe der restlichen Schwimmer zu finden. Da es mittels Brustschwimmen weniger Orientierungsprobleme gab, bevorzugte ich also im weiteren Verlauf der Strecke diesen Schwimmstil. Da ich auf 100 m ca. 10 Sekunden schneller mit Kraul schwimme, und das also ca. 3 Minuten Zeitersparnis für den Rest der Strecke gewesen wäre, war das meines Erachtens nicht weiter tragisch. Viel mehr Sorgen machte ich mir um meine gute Sicht. Da meine Schwimmbrille recht beschlagen war, musste ich immer wieder kurz anhalten und diese auswischen. Leider dauerte es dann nicht lange und die Sicht war wieder Nahe Null. Irgendwann hatte ich die Nase voll und orientierte mich nur noch an der roten Badekappe vor mir, in der Hoffnun, dass der Schwimmer wusste, wo es lang geht. Nach knapp 50 Minuten war das es dann soweit und am Wasseraustieg packten mich zwei kräftige Arme und hieften mich auf den Steg. Nun noch den fast 500 m langen Weg bis zu meinem Fahrrad in die Wechselzone laufen und nebenbei schon mal den Neo bis zur Hüfte abstreifen. Das klappte soweit prima, da es ja nicht mein erster Triathlon mit Neoeinsatz war. Auch hatte ich diesmal nicht vergessen die Uhr vorher abzumachen und mir somit entsprechende Schwierigkeiten beim Ausziehen erspart. Nach knapp 9 Minuten saß ich dann endlich auf meinem Rad und strampelte in Richtung Berliner Umland.
Zunächst ging es leicht bergan und im weiteren Verlauf leicht wellig. Richtige Steigungen und Abfahrten, wie ich sie aus der Heimat gewöhnt bin, waren das freilich nicht. Aber so konnte man ohne groß zu schalten einen ruhigen Tritt finden. Es ging zunächst rund 26 Kilometer Richtung Osten und anschließend in eine 20 Kilometer lange Runde, die zwei mal zu durchfahren war. Danach dann wieder die 26 Kilometer retour. So konnte man sich die Strecke recht gut einteilen und entsprechend essen und trinken. Nach ca. 15 Kilometer kamen ca. 8 Radfahrer die mich innerhalb von 10 Minuten alle überholten. Ich wunderte mich etwas und schaute immer wieder auf meinen Radcomputer, aber ich fuhr mit ca. 31-33 km/h und meine Beine fühlten sich normal an. Also entweder waren das schlechte Schwimmer und gute Radfahrer oder ich war schlechter Schwimmer UND ein schlechter Radfahrer. Naja, dachte ich mir, ich fahr ja mein Rennen für mich und gegen die Zeit und nicht gegen andere Athleten. Also ließ ich sie ziehen. Bei ein und Ausfahrt der 20 Kilometer-Runde gab es jeweils einen Verpflegungspunkt, wo Radflaschen mit Wasser oder Iso, sowie Bananen, Gels und Riegel gereicht wurden. Zu Beginn der Verpflegungsstelle standen ein paar ängstliche Helfer, die sich scheinbar nicht so richtig an die Räder trauten, so konnte ich dort auch leider kein Getränk erhaschen. Am Ende jedoch war ein Könner am Werk, der wusste, wie man einem Radfahrer eine neue Trinkflasche reicht. Somit war also auch die Flüssigkeitsversorgung optimal gewährleistet und ich spulte Kilometer für Kilometer ab. Nach ungefähr der Hälfte des Rennen gab es dann doch mal einen etwas größeren Anstieg und siehe da, nun kamen auch die Radfahrer, die mich zuvor überholt hatten, wieder in meine Nähe. Und es dauerte auch nicht lange, da hatte ich sie alle wieder eingesammelt und konnte die alte „Schlachtordnung“ wiederherstellen. Es sollte mich auch keiner mehr von denen wieder überholen. Zumindest nicht beim Radfahren … 😉 Die drei Stunden auf dem Rad vergingen wie im Fluge und schon kam die Wechselzone wieder in Reichweite und somit der unvermeidlich letzte Akt in einem Triathlon, das Laufen. Ein wenig mulmig war mir schon, da ich in Erlangen (bei meier ersten Mitteldistnaz) beim Laufen relativ stark eingebrochen war und mit starken Rückenschmerzen zu kämpfen hatte. Das wollte ich natürlich heute nicht wieder erleben. Also stellte ich, in der Wechselzone angekommen, mein Rad ab und zog die Laufschuhe an. Wieder rund 250 m bis zur Zeitnahme und ab auf die erste Laufrunde von Dreien.
Jede der 3 Runden war sieben Kilometer lang und mit jeweils sieben(!) Verpflegungsständen ausgestattet. Mehr geht nicht. Optimal! Ein großes Lob an dieser Stelle an die Organisation! Zunächst lief es etwas unrund, was aber nach 93 Radkilometern normal ist, aber nach ein paar hundert Metern hatte ich meinen Trott gefunden und horchte in mich hnein, ob etwas zwickte oder wehtat. Nichts! Sehr gut, so konnte es weitergehen. Auch kein Gefühl, dass mir jemand den Stecker rausgezogen hätte, oder ähnliches. Da ich nichts riskieren wollte, lief ich verhalten weiter und war mir ziemlich sicher, die Quälerei kommt auch so noch ganz bestimmt … Ich sollte Recht behalten. Es war zwar bei weitem nicht so schlimm, wie in Erlangen, aber auf den letzten drei Kilometern hatte ich dann doch ganz schön zu kämpfen. Leichte Wadenkrämpe und leichte Rückenschmerzen ließen mich das Ziel herbeisehnen. Nach nicht ganz drei Stunden sah ich dann zum dritten mal die Sieben am Straßenrand stehen und konnte nun in Richtung Ziel laufen, was noch ca. 300 Meter entfernt war. Endlich, nach 2 Kilometer Schwimmen, 93 km Radfahren und 21 km Laufen, konnte ich die kleine Rampe unter dem Zielbogen erklimmen und mir meine Finisher-Medaille umhängen lassen. Mein Name wurde aufgerufen und ich lächelte in die Zielkamera. Geschafft. Meine zweite Mitteldisntanz war nach 07:14:40 Stunden im Kasten.
Alles in allem war ich sehr zufrieden. Zwar habe ich rund 20 Minuten länger gebraucht, wie in Erlangen, dafür war aber die Radstrecke mehr als 11 Kilometer länger und auch beim Laufen mussten rund 2,5 Kilometer mehr bewältigt werden. Rechnet man das nun in Zeit um, war ich rund 25 Minuten schneller als in Erlangen. Zwar waren die Bedingungen etwas besser, da es nicht ganz so heiß war und das Profil der Radstrecke etwas gemäßigter gewesen ist, aber auch unter Betrachtung aller Für und Wieder war und bin ich der Meinung, dass ich mich etwas steigern konnte. Und das obwohl ich schon wieder ein Jahr älter geworden bin … 😉