„Philosophie“ des Abenteuers

14/11/2016 Aus Von Thoralf Anders

… oder wie es dazu kam. Wozu? Na, zu dem Schritt diese Seite ins Netz zu stellen. Dem vorausgegangen ist aber noch viel mehr! Aber immer der Reihe nach …

Irgendwann im Leben hat jeder Mensch (s)ein Schlüsselerlebnis. Manchmal durch irgendeine Kleinigkeit ausgelöst, bei anderen braucht es einen magischen Moment und wiederum Andere müssen schwere Schicksalsschläge „verdauen“.

Bei mir waren es meistens die berühmten Kleinigkeiten, die mein Leben auf den Kopf stellten. So war das auch im Frühjahr 2009, als ich mit meinem „Rekordgewicht“ von knapp 120 Kg zum turnusmäßigen Gesundheitscheck bei meinem Hausarzt vorstellig wurde. Klar wusste ich, dass ich auf Grund meines Übergewichtes nicht wirklich gesund war, aber außer dass es mir beim Schuhe zubinden den Atem nahm, war alles OK. Also so, wie wohl bei vielen Männern Anfang 40 … Nach Auswertung der Ergebnisse von Blutbild und körperlicher Untersuchung sagte mir der Doktor sinngemäß „… im großen und ganzen ist alles in Ordnung, aber wenn Sie so weiter machen, wird das eine schöne Diabetes werden …“. Das Ganze servierte er mir mit einem milden Lächeln und zwinkerte mir zu. Irgendwie war das komisch. Diabetes ist ja nun nicht wirklich etwas Schönes, also was wollte er mir damit sagen? Seine Worte arbeiteten den Rest des Tages in meinem Kopf. Nein, so wollte ich dann wirklich nicht enden. Regelmäßig Tabletten oder gar Spritzen? Nur weil ich mich beim Essen nicht zusammen reißen konnte? Und weil ich es vorzog Sport im Fernsehen zu konsumieren, statt selbst welchen zu treiben? Nach und nach wachte ich aus meinem tausendjährigen Dornröschenschlaf auf und fing an mich mit meiner Gesundheit, meinen Lebensumständen und den Folgewirkungen zu beschäftigen. Zunächst hieß es erst einmal: Ernährung umstellen. Also suchte ich mir Seiten im Internet zum Thema und eruierte erst einmal, was ich so den ganzen Tag in mich hinein stopfte. Da kam ganz schön was zusammen. Rund 3.000 Kcal pro Tag. Und das bei nahezu 0 Bewegung! So konnte, so durfte es nicht weitergehen! Ich war hellwach …

Ungefähr zur selben Zeit fiel mir eine Ausgabe des Wochenmagazin „Focus“ in die Hand, welches sich mit dem Themenkomplex „Ernährung, Gesundheit und Bewegung“ beschäftigte. Dort las ich, dass gesundes Essen wichtig und richtig ist, aber dass vor allem tägliche Bewegung der Schlüssel zum Erfolg beim abnehmen sein muss. Also holte ich mein altes Fahrrad aus dem Keller und drehte so oft es ging eine kleine Runde um den Block. Dazu kamen auch mal wieder die Laufschuhe zum Einsatz, welche seit der Geburt meines Sohnes im Jahr 2004 ihr Dasein im Schuhschrank fristeten. Natürlich war das alles andere als Spaß. Mit rund 115 Kilo auf den Rippen, macht Sport nur Spaß, wenn man 2,10 Meter groß ist. Da mir zu dieser stattlichen Größe rund 30 cm fehlen, musste ich mich das eine oder andere mal ganz schön quälen. Aber ich merkte, dass es etwas bewirkte. Die Kilo purzelten zwar noch nicht, aber es ging in ganz kleinen Schritten vorwärts und fing an Spaß zu machen. Nach ein paar Wochen schaffte ich sogar schon rund 6 Kilometer am Stück zu laufen. Und das bei einer nicht unerheblichen Steigung auf der Strecke … Auch die kleine Radstrecke wurde immer ein wenig ausgeweitet und auch kleinere Rückschläge, wie ein halber Schwächeanfall nach einer wohl doch etwas zu heftigen Radrunde, brachten mich nicht von meinem Plan ab.

Im Sommer 2010 kam dann ein großer Umzug auf mich zu. Wir verlegten unseren Wohnsitz vom Vogtland nach Oberfranken und von der Stadt auf`s Land. Das war natürlich verlockend. Bessere Bedingungen für Rad und Lauf! Aber der Herbst torpedierte meinen Enthusiasmus zunächst mit bösem regen und Wind und der Winter, welcher ein wirklich heftiger und langer war, tat sein Übriges. Aber die Idee saß immer noch im meinem Kopf und so beschloss ich eines Abends, im Bett liegend, am nächsten Morgen ganz früh zeitig aufzustehen um laufen zu gehen. Und das jeden Tag! Jeden Morgen raus aus den Federn und eine Strecke von rund 3 km laufen. Und, was soll ich sagen … Das war`s! Das war der Schlüssel zum Erfolg. Von da an purzelten die Kilos nur so runter. Jede Woche ca. 500 Gramm weniger auf der Waage. Ich hatte nicht nur Blut geleckt, ich war wie besoffen! Nun war ich auf der Siegerstraße und fing an, mich in meinem Körper wieder wohl zu fühlen. Nachteil war zwar, dass ich nun anfing neue Klamotten zu brauchen, aber dies ging ja letztendlich auch einher mit der Ausgestaltung meiner neuen Persönlichkeit, die sich nicht mehr durch Kleidung aus der „Großeltern-Abteilung“ definierte, sondern in einem sportlichen und junggebliebenen Look daherkommt. Mein Leben drehte sich um 180° und mein Körpergefühl war ein völlig Neues. Man kann das gar nicht so beschreiben … Wer es nicht erlebt hat, wird es vielleicht auch nicht wirklich verstehen.

Nun war ich also ein Läufer geworden und fing an mich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen. Irgendwann fiel mir eine Ausgabe der „Runner`s World“ in die Hände und dort las ich etwas vom Triathlon. Sicher hatte ich schon mal grundsätzlich davon gehört, aber Genaueres wusste ich nicht. Vor allem war mir nicht bekannt, dass es auch kürzere Distanzen als den berüchtigten IRONMAN gab. Das klang natürlich vielversprechend, ein Triathlon für Ausdauerzwerge wie mich! Also gleich mal abgeklärt, ob und wo so etwas in meiner Nähe möglich war und „Bingo!“, es fand sich eine Volksdistanz mit 500 m Schwimmen, 17 km Radfahren und 5 km Laufen in Kulmbach. Dazu noch das Schwimmen im Freibad (vor Freiwasser hatte ich damals noch zu großen Respekt), das kam mir entgegen und so ließ ich auf Arbeit, in der Mittagspause, fallen, dass ich im nächsten Jahr meinen ersten Triathlon absolvieren werde. Meine Kollegen schauten mich entgeistert an und dachten sich das ihrige. Gesagt hat keiner was … Wahrscheinlich war ich ab dem Tag der irre Spinner, der in seiner Fantasiewelt lebt. Oder so ähnlich …

Aber ich wollte es vor allem mir beweisen, dass ich das kann. Und was meine absolute „Hassdisziplin“ war? Natürlich das Schwimmen. Also musste ich da etwas tun. Laufen und Radfahren war ja inzwischen schon mehr oder weniger zur Gewohnheit geworden, auch wenn mich die Distanzen noch etwas schreckten (vor allem, alles am Stück zu absolvieren). Aber mit Training wird das schon, so meine Gedanken.

Also erst einmal ins nächste Schwimmbad, welches in Pegnitz mit einer 25-Meter-Bahn auf mich wartete. Das erste Schwimmen (im Bruststil) war eine große Ernüchterung für mich. Für 10 Bahnen brauchte ich fast eine Viertelstunde und war hinterher total platt. Aber was soll’s. „Musst Du eben mehr trainieren“, sagte ich mir. Und so suchte ich mir einen Verein, wo man dies vielleicht in professioneller Gesellschaft tun kann. Mit dem SV Bayreuth war dieser schnell gefunden und das erste „Schnuppertraining“ absolviert. Da ich nur Brustschwimmen konnte, bin ich natürlich bei den schnelleren Schwimmern erst einmal „angeeckt“. Aber der damalige Abteilungsleiter machte mir Mut und so blieb ich einfach dran. Nun ging ich auch regelmäßig zum Frühschwimmen, weil dort noch etwas mehr Platz auf der Bahn war und ich ungestört an meinem Kraulstil arbeiten konnte.

Den ersten Triathlon in Kulmbach habe ich aber trotzdem erst einmal Brustschwimmend bewältigt und schnitt dabei gar nicht so schlecht ab. Es hatte Spaß gemacht und mein Hunger auf mehr war geweckt. Also gleich noch im selben Jahr eine zweite Sprintdistanz in Neustadt (Aisch) absolviert, wo meine begeisterten Eltern mit von der Partie waren und mein Vater mich beim Schwimmen permanent anfeuerte …

Im Laufe der letzten Jahre habe ich mich dann über die Kurzdistanz (auch Olympische Distanz genannt) bis zur Mitteldistanz vorgearbeitet. Diese besteht aus rund 2 km Schwimmen, 90 km Radfahren und 21 km Laufen. Ist schon ein ziemliches Brett. Das macht man nicht im „Vorbeigehen“. Aber entsprechende Trainingseinheiten und der Wille zum Durchhalten haben mich im August 2015 in Erlangen ins Ziel gebracht. Auch wenn ich nur Vorletzter wurde und ich beim Laufen heftige Rückenschmerzen hatte, so war ich dennoch stolz darauf, das Ziel erreicht zu haben.

Aber zuvor habe ich mir im Herbst 2013 noch einen ganz großen Traum erfüllt und lief in München meinen ersten Marathon. Ein sehr emotionales Erlebnis für mich und auch hier waren meine Eltern als Zuschauer mit dabei (Zieleinlauf ist im Olympiastadion). Zu diesem Erlebnis habe ich auch einen kleinen Artikel für die Runner`s World verfasst, der in der Oktober-Ausgabe 2014 fast unverändert abgedruckt wurde. Zum Artikel geht es hier

Und genau aus diesem Grund treibe ich Sport. Weil es einfach schön ist, einen aktiven Lebensstil zu pflegen und weil es Erlebnisse wie diese gibt. Man ist viel an der frischen Luft, genießt die Natur, lernt viele neue Gegenden und nette Leute kennen und kann seine selbst gesteckten Ziele erreichen (wenn man das will). Dabei geht es mir weder um Platzierungen, noch um tolle Wettkampfzeiten. Mich reizen eher die Herausforderungen an sich. Und für mich ist es eben eine Herausforderung einen Marathon zu finishen oder vielleicht sogar mal eine längere Distanz. Und genau so sehe ich das auch beim Triathlon. „Das Ziel ist das Ziel“ und natürlich auch der Weg dorthin. In den mittleren oder vorderen Regionen der Ergebnislisten werde ich mich ohnehin nicht wiederfinden. Zum einen sind die Grundvoraussetzungen nicht unbedingt rosig und zum anderen müsste ich dann einen exorbitant hohen Trainingsaufwand betreiben, was ich nicht kann (weil es ja auch noch Familie, Beruf und Vereinsarbeit für mich gibt) und auch gar nicht will. So ehrgeizig war ich und bin ich nicht. Nie gewesen … 😉

Und das ist eben Teil meiner „Philosophie“ und meines Verständnis vom „Sport treiben“ … Gesund werden oder bleiben und alles in einem Maß, dass man selbst und seine „Umwelt“ nicht darunter leiden müssen. Und das alles unter den sprichwörtlichen Hut zu bekommen, ist schon schwer genug.